Grenzen der nicht invasiven pränatalen Tests (NIPT)

Bei strukturellen Chromosomenveränderungen, fetalen und maternalen Mosaiken, im Falle einer Polyploidie, eines Vanishing Twin, einer fetoplazentaren Diskrepanz oder maternalen gonosomalen Aneuploidie


Bedingt durch die Untersuchungsmethode stoßen nicht invasive Pränataltests an gewisse Grenzen. Daher klären Sie Ihre Patientinnen bitte über folgende Limitationen auf:

Strukturelle Chromosomenveränderungen, Mosaike und Polyploidie

Mit dem PraenaTest® können generell keine Aussagen zu strukturellen Chromosomenveränderungen, zu Mosaiken oder einer Polyploidie getroffen werden.

Fetale Mosaike, fetoplazentare Diskrepanzen

Die im PraenaTest® untersuchte fetale DNA stammt maßgeblich aus dem Zytotrophoblasten und wird durch Apoptose und Nekrose von Trophoblastzellen der Plazenta freigesetzt. Somit kann nur annähernd die diagnostische Sicherheit einer Direktpräparation bei einer Chorionzotten-Diagnostik erreicht werden. Fetale Mosaike oder fetoplazentare Diskrepanzen der Trisomien 21, 18, 13 bzw. gonosomaler Aneuploidien sind daher nicht zu erkennen. Im Falle einer fetoplazentaren Diskrepanz kann das bedeuten, dass das PraenaTest®-Ergebnis für das ungeborene Kind nicht repräsentativ ist.

Vanishing Twin

Ein vorliegender oder nicht erkannter vanishing twin kann ausreichend cffDNA zum Gesamt-cffDNA-Anteil beitragen, um im Fall eines von einer Aneuploidie betroffenen vanishing twins zu einem auffälligen PraenaTest®-Ergebnis zu führen, welches für die intakte Schwangerschaftsanlage nicht repräsentativ ist.

Maternales Mosaik

Ein bestehendes maternales Mosaik kann zu einem auffälligen PraenaTest®-Ergebnis führen, so dass das Ergebnis für das ungeborene Kind nicht repräsentativ ist. Diese Mosaike betreffen vorrangig die gonosomalen Aneuplodien. So gehen beispielsweise Fälle von Schwangerschaften bei Frauen mit einem Turner-Syndrom auf einen Mosaikbefund (45,X/46,XX) zurück.

Maternale gonosomale Aneuploidie

Eine bestehende maternale gonosomale Aneuploidie wie das Triple X-Syndrom kann zu einem auffälligen PraenaTest®-Ergebnis führen, ohne dass das Ergebnis für das ungeborene Kind repräsentativ ist. Das bedeutet beispielsweise, dass für ein auffälliges PraenaTest®-Ergebnis mit dem Hinweis auf eine Chromsomenstörung 47,XXY nicht zwingend eine fetale Chromosomenstörung vorliegt. Es sollte vielmehr geprüft werden inwiefern die schwangere Frau ein Triple X-Syndrom aufweist.

Andere maternale genetische Erkrankungen

Maternale Tumorerkrankungen, Copy Number Variants (CNV, Kopienzahlvariation) sowie seltene Genveränderungen in untersuchten Genregionen können in sehr seltenen Fällen zu einem diskordaten PraenaTest®-Ergebnis führen, welches für das ungeborene Kinde nicht repräsentativ ist.

Mutter ist Trägerin der 22q11.2 Mikrodeletion

Es ist möglich, dass die Mutter Trägerin der 22q11.2 Mikrodeletion, assoziiert mit dem DiGeorge-Syndrom und dem Velo-Cardio-Fazialen-Syndrom (Shprintzen-Syndrom) ist, nicht aber das ungeborene Kind. Dies kann zu diskordanten (falsch-positiven) Testergebnissen führen.

Größe der 22q11.2 Mikrodeletion

Bei mehr als 85% der Betroffenen umfasst die Deletion eine Region in der Größe von zirka 2,5 Megabasen im Bereich 22q11.2 des Chromosoms 22. Diese Region wird mit dem PraenaTest® untersucht. Ein geringerer Anteil des Betroffenen weist eine noch kleinere Deletion oder Punktmutation in der betroffenene Region auf, welche mit dem PraenaTest® nicht nachweisbar ist. Dies kann zu diskordanten (falsch-negativen Ergebnissen) führen.

Limitationen CNVs – Copy number variations

CNVs werden erst ab einer Größe von 7 Mb detektiert. Balancierte Translokationen werden nicht detektiert. Gonosomale CNVs werden nicht detektiert. Maternale CNVs können das Ergebnis beeinflussen.

Darüber hinaus können die Testergebnisse durch weitere mütterliche Faktoren beeinflusst werden

Die Mutter hat vor Kurzem eine Bluttransfusion erhalten oder es wurde bei der Mutter eine Organtransplantation durchgeführt. Bei der Mutter wurde ein chirurgischer Eingriff durchgeführt. Die Mutter hat eine Immuntherapie oder Stammzellentherapie erhalten.

Bitte beachten Sie – eine Aussagekraft von 100% darf nicht erwartet werden
Die Eurofins LifeCodexx arbeitet nach neuestem Stand der Technik und Wissenschaft. Dennoch ist bei Anwendung des PraenaTest® in der Praxis eine Aussagekraft von 100% nicht zu erwarten. Es verbleiben Risiken, die auch bei sorgfältigster Durchführung der genetischen Analyse nie völlig auszuschliessen sind. Es werden jedoch alle Massnahmen und Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um diese Risiken und andere Fehler zu vermeiden.

Fetoplazentare Diskrepanzen

Plazentabegrenzte Mosaike assoziiert mit intrauterinen Wachstumsstörungen

 

Abhängig davon, wann und in welchem Stadium in der Embryonalentwicklung eine chromosomale Fehlverteilung auftritt, sind unterschiedliche Gewebe (fetale und/oder extra-fetale) davon betroffen. Abb. 1a zeigt ein Beispiel für ein begrenztes Plazenta-Mosaik, welches zu einem falsch-positiven, d.h. diskordanten, Testergebnis führen kann: der Fetus ist hier von der Chromosomenstörung nicht betroffen und eine invasive Diagnostik würde ein unauffälliges Karyogramm ergeben. Allerdings können auch plazentabegrenzte Mosaike eine medizinische Relevanz haben, da sie mit intrauterinen Wachstumsstörungen assoziiert sein können1. Abb. 1b zeigt die Mosaik-Verteilung einer Chromosomenstörung, die nur den Fetus betrifft, nicht aber die Plazenta. In einem solchen Fall wäre das Testergebnis wahrscheinlich falsch-negativ. Über die Häufigkeit, mit der solche fetoplazentaren Diskrepanzen auftreten, gibt es noch wenige Daten. Wegner und Stumm berichten, dass bei 1–2% von untersuchten Chorionzotten plazentabegrenzte Mosaike nachgewiesen werden2. Daher wird es trotz hoher Aussagekraft von NIPT immer wieder zu diskordanten Testergebnissen kommen. Während bei einem unauffälligen Testergebnis – im Kontext aller relevanten klinischen Befunde und nach entsprechender Aufklärung der Schwangeren – auf eine invasive Diagnostik i.d.R. verzichtet werden kann, müssen positive Testergebnisse laut Empfehlungen der Fachgesellschaften durch invasive Methoden diagnostisch weiter abgeklärt werden.

 

 

Links: Abb. 1a / Rechts: Abb. 1b

Links: Abb. 1a / Rechts: Abb. 1b

 

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